
Im Gespräch mit Mateusz Witjes, Deutschlandchef von Ankorstore: So verhalten wir uns Konsumenten während der Corona-Weihnachtszeit.
Laut einer jüngst veröffentlichten Umfrage der renommierten Unternehmensberater von EY, erlebe der Online-Handel aktuell eine Art Hochkonjunktur. Pünktlich zur Weihnachtszeit könnte man meinen. Mit 28 % kaufen die Konsumenten hierzulande deutlich mehr online als noch 2019. Damals waren es 11% weniger. Im gleichen Atemzug flacht der stationäre “offline” Handel spürbar ab. Um ganze 12% gehen die Konsumanteile hier zurück.
Welche konkreten Dynamiken jetzt auf den Handelssektor zu kommen, skizziert Mateusz Witjes, Deutschlandchef von Ankorstore, der führenden europäischen Online-Plattform für den stationären Handel auf B2B-Level.
Herr Witjes, der Einzelhandel steckt heute in einer tiefen Krise. Konsumenten sollen soweit es geht zuhause bleiben, persönlicher Kontakt – zum Beispiel in Geschäften – soll vermieden werden. Wie erreichen Händler trotzdem Ihre Kunden?
Ja, die Lage ist sehr ernst. Jedes Mal, wenn ein Verbraucher online einkauft entscheidet er sich, wahrscheinlich unbewusst, gegen einen offline Einkauf. Ungeachtet dessen muss sich jeder Verbraucher an die eigene Nase fassen und sich fragen, wie er den stationären Händlern helfen kann und wo er zum Beispiel seine Weihnachtsgeschenke beschafft. Eine Innenstadt ohne den coolen Concept Store oder den nachhaltigen Bio Laden von nebenan will doch im Endeffekt keiner. Aber ich will da jetzt auch nicht zu sehr auf die Tränendrüse drücken. Wir sind in Deutschland corona-technisch deutlich besser weggekommen als wo anders, in Frankreich sind zum Beispiel alle Läden komplett zu! Bei uns sind die Läden noch offen, da müssen wir das beste draus machen!
Wie wichtig ist dabei PR, der Kontakt zwischen stationären Läden und der Öffentlichkeit?
PR ist ein elementarer Wachstumsbeschleuniger. Wir wollen den Händlern helfen, in dem wir die Liquidität der Geschäfte verbessern und den Beschaffungsprozess vereinfachen. Jedoch nützt ein tolles Produkt nichts, wenn niemand es kennt oder dem Produkt vertraut. Genau an dieser Stelle greift die PR ein und hilft uns das Vertrauen sowie den Bekanntheitsgrad zu steigern. Wir wollen die Geschäfte inspirieren und den Handel revolutionieren.
…und wie können wir uns das nach Corona vorstellen?
Der stationäre Handel wird auch morgen noch bestehen. Das alle wegsterben, ist überdramatisiert. Heute wird immer noch zu 78 % offline gekauft. Da müssen wir die Kirche mal im Dorf lassen. Die Händler, die sich der neuen Situation am besten anpassen und die Corona-Krise als echte Chance begreifen, als Chance hin zur Digitalisierung, werden sehr gut überleben.
Kommen mit dem Ende von Lockdown, AHA-Formel und Co. dann auch etliche Probleme auf Online-Plattformen wie zum Beispiel Ankorstore zu, weil die Menschen einfach nur raus wollen?
Im Gegenteil. Wir hoffen sogar darauf, dass die Leute wieder nach draußen gehen. Unsere Zielgruppe ist der stationäre Handel! Je mehr Leute wieder lokal einkaufen, desto besser für unsere Läden. Daher wünsche ich mir nach geordneter Massenimpfung einen prosperierenden Handel, denn davon profitieren alle beteiligten Milieus und Branchen.
Kann PR trotz oder gerade in solchen schwierigen Phasen ein überlebenswichtiges Tool sein?
Besonders wenn Krisenzeiten anstehen, sollte auf gar keinen Fall an PR gespart werden. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Befindet sich etwa eine einzelne Firma oder gar eine komplette Branche in einem krisenhaften Gesamtzustand, reichen individuelle Produktqualität oder verbesserte Unternehmenszahlen nicht aus, um sich aus einem Tief heraus zu manövrieren. Daran sollte man sich auch in erfolgreichen Phasen orientieren. Heutzutage gilt es, den Kontakt mit Kunden, Stakeholdern, Medienvertretern und auch Mitbewerbern zu pflegen. Falls Unternehmen dieser Devise nachgehen, schafft man auch den Schwung raus aus einer schwierigen Phase. Wird PR in existenziellen Schwierigkeiten allerdings vernachlässigt, könnte sich das als Todesstoß für ein Projekt oder gar das komplette Business erweisen. Engagiert sich eine Firma in guten Zeiten für nachhaltige PR, ist der unternehmerische Erfolg nur eine Frage der Zeit.
Das bedeutet also, dass diese Form der Öffentlichkeitsarbeit nie obsolet wird, stimmen Sie da zu?
Definitiv. Vertrauen in ein neues Produkt oder in eine neue Marke kann letztendlich nur über menschliche Beziehungen aufgebaut werden. Diese Beziehungen wird durch die Medien unterstützt und oft überhaupt erst hergestellt. Zahlreiche neue Anfragen haben uns z.B. nach erfolgreichen Platzierungen in reichweitenstarken Medien erreicht. Das hat uns nochmals überzeugt, wie relevant PR für uns ist und dauerhaft bleiben wird.