“Präsentationen sind omnipräsent” – Jonas Keller (Explain GmbH) im Interview

Jonas Keller (Explain GmbH) im Interview

Jonas Keller begann seine Karriere 2006 als Azubi in einer kleinen Präsentationsagentur aus Karlsruhe. Heute ist er geschäftsführender Gesellschafter. Aus der kleinen Agentur wurde Explain – Deutschlands führendes Unternehmen für Präsentationen. Im Interview spricht der Kommunikationsexperte über den Werdegang von Explain, den Chancen und Herausforderungen der Präsentationsbranche durch die Pandemie und darüber, wie das Unternehmen von effizienter Öffentlichkeitsarbeit profitiert.

Herr Keller, schön dass Sie da sind und besten Dank für Ihre Zeit. Sie sind nun mittlerweile seit ca. 15 Jahren Teil von Explain und haben somit jede Stufe der Entwicklung miterleben dürfen. Wie hat sich der Arbeitsmarkt rund um die Präsentationsbranche in diesen Jahren verändert?

Jonas Keller: Ich denke, dass dieses Thema im Vergleich zur Vergangenheit allgemein einfach komplexer geworden ist. Als wir im Jahre 2004 gegründet wurden und ich dann zwei Jahre später im Unternehmen angefangen habe, war das Ganze eher noch ein Nischenthema. Damals waren auch die Industrie und die Märkte stark von der „Old Economy“ geprägt, die eher Angst vor dem Präsentieren hatten. Da gab es sozusagen eher „Anti-Präsentationsbewegungen“, aber mittlerweile hat sich auf dem Gebiet super viel getan, auch durch die Generation Y, Generation Z und den Millenials. Denn die sind es gewohnt auf ganz vielen Kanälen qualitativ hochwertig zu kommunizieren. Durch diesen neuen Anspruch hat sich der Markt komplett verändert und auch die Anforderungen sind viel größer geworden. Firmen, Führungskräfte und CEOs müssen heutzutage auf einem hohen Niveau abliefern bzw. im Business-Kontext kommunizieren können. Das hat sich in den letzten 15 Jahren definitiv massiv verändert. Das damalige Nischenthema der Präsentation ist also heute zu einem sehr großen und breiten und dadurch auch komplexeren Thema geworden. Aus Bewerbersicht ergeben sich dadurch viel mehr Chancen, weil man dabei nicht nur hübsche Folien macht. Es ist viel mehr Bedarf dadurch entstanden: Man konzipiert Präsentationen, leitet Coachings und so weiter.

Wir leben in turbulenten Zeiten, die Coronapandemie hat die Wirtschaft weltweit geprägt. Vor allem Präsentationen auf Zoom oder Teams sind mittlerweile zu unser aller Alltag geworden. Wie hat diese Pandemie das Geschäftsmodell von Explain beeinflusst?

Jonas Keller: Gar nicht so stark wie befürchtet. Wir waren erst einmal geschockt als im letzten Jahr der erste Lockdown kam, ich denke so ging es aber der ganzen Welt und vor allem der Wirtschaft. Es war ein Schockmoment, von dem sich aber alle wieder relativ schnell erholt haben. Das Motto ab Sommer 2020 war „The Show must go on”, eine andere Option gab es schließlich nicht. Gerade in Krisenzeiten ist Kommunikation, glaube ich, noch wichtiger, weil man als CEO mit Hilfe guter Kommunikation sowohl seine Firma navigieren als auch seine Kunden erreichen muss. Trotzdem ist die virtuelle bzw. digitale Kommunikation etwas Neues. Das war gerade in Deutschland, denke ich, noch in den Kinderschuhen und hat durch die Situation einen großen Boost erlebt. Ich würde behaupten, dass diese Form der Kommunikation allerdings sehr viele Vorteile hat. Natürlich nicht nur Vorteile, denn der Face-to-Face Kontakt wird nie so ganz zu ersetzen sein. Jedoch haben wir erlebt, dass Kommunikation auch ganz gut im virtuellen Raum funktionieren kann. Man kann dabei auch mit verschiedenen Inszenierungsmöglichkeiten arbeiten, sodass auch diese Form der Kommunikation Spaß macht. Ich denke die Zukunft wird hybrid sein und wir haben durch diese Krise neue Formate dazugewinnen können. Hybride Modelle haben den Vorteil, dass man die Vor-Ort-Energie für die Personen hat, die man zu einem speziellen Event vielleicht besonders einladen möchte. Zusätzlich ergibt sich durch das Virtuelle dann die Reichweite. Virtuelle Events haben natürlich auch einen Nachhaltigkeits- und Kostenaspekt, der ja auch sehr charmant ist, denn man spart Geld und CO2.

Neben fesselnden Präsentationen unterstützt Explain auch unterschiedlichste Persönlichkeiten, deren Präsentationsstil und Rhetorik zu verbessern. Welche „Dos und Don’ts“ gilt es zu beachten, um das Publikum beeindrucken zu können?

Jonas Keller: Der Schlüssel dabei ist wie bei jeder Topleistung die Vorbereitung. Ich vergleiche das, als ehemaliger leidenschaftlicher Amateurkicker, gerne mit dem Sport. Als Sportler ist es völlig logisch hart zu trainieren, um am Wochenende eine gute Leistung bringen zu können. Talent ist das eine, sicherlich gibt es auch Kommunikationstalente, aber man muss immer hart an sich arbeiten und sich auf die Kommunikationsmomente vorbereiten. Irgendwann hat man dann vielleicht auch so viel Erfahrung, dass man auf einem hohen Niveau spontane Reden halten kann. Das trifft jedoch auf die wenigsten zu, insofern ist der Weg dorthin nur durch sehr gute Vorbereitung möglich – dafür gibt es keine Abkürzung. Durch eine entsprechende Vorbereitung kann man authentisch sprechen und das Publikum fesseln. Wenn ich mich auf der Bühne sicher fühle, dann wirke ich auch echt, kann persönliche Geschichten oder Metaphern erzählen und auch Storytelling platzieren. Dadurch habe ich die Möglichkeit mein Publikum zu bewegen. Im Gegenteil ist der größte Fehler dann natürlich schlecht vorbereitet in eine Präsentation reinzugehen. Was häufig passiert, vor allem wenn Experten auf der Bühne stehen, nennen wir bei uns den angstinzidierten „Wissens-Overkill“. Dieser tritt auf, sobald der Speaker Angst davor hat, dass das Publikum nichts von den präsentierten Inhalten versteht – daher packen sie meist ihr geballtes Wissen in diese eine Präsentation. Das ist ein Fehler, den viele Sprecher begehen, dass sie vor lauter Leidenschaft einfach alles erklären wollen und ihr Publikum somit überfordern. Dadurch verliert man sein Publikum und ich denke das ist ein Problem, welches sehr häufig auftritt.