Kommunikation in der Beratung: Im Gespräch mit M&A-Berater Christian Saxenhammer

Christian Saxenhammer ist Managing Director der Berliner M&A Boutique Saxenhammer & Co. Corporate Finance GmbH und hat bisher mehr als 200 M&A-Transaktionen begleitet.

Herr Saxenhammer, viele Automatismen innerhalb der Unternehmensberatung laufen heute Face-to-Face ab. Die Folge: Etliche Ansprechpartner der Branche gucken hinsichtlich Corona skeptisch in die Zukunft: Weniger Dienstreisen, weniger Gespräche könnten dem Umfeld schaden. Wie bewerten Sie die kommenden Jahre, welche Chancen und Risiken stehen der Beratung bevor?

Grundsätzlich bin ich fest davon überzeugt, dass die Branche langfristig eine attraktive Perspektive behalten wird. Der Grund dafür liegt meines Erachtens im Bedarf, den die Branche auszeichnet. Unsere Kunden suchen stets nach dem richtigen Know-how für die aktuellen und teils auch kurzfristigen Herausforderungen im Umfeld. Dafür braucht es Fachleute, die in der Beratung das Maximum an Expertise anbieten können.

In Sachen Covid-19 sehe ich ebenfalls ein Licht am Ende des Tunnels: Sicherlich wird uns das Virus noch bis Ende nächsten Jahres verfolgen – und kurz- bis mittelfristig können so zwar leider nur selektiv Termine und Gespräche wahrgenommen werden. Ein Erreichen des „alten“ Geschäftsniveaus gibt es aber spätestens 2022 oder 2023. Da bin ich zuversichtlich.

Saxenhammer & Co. begleitet beispielsweise Fusionen, Übernahmen, Kapitalerhöhungen oder auch Exits. Wie erreichen Sie mit welchen Kommunikationskanälen Ihre Zielgruppen?

Mein Favorit sind eindeutig die internationalen Netzwerke wie zum Beispiel LinkedIn, die sich gegenüber Wettbewerbern souverän durchgesetzt haben. Hier kann ich Kontakte knüpfen und potentielle Neukunden aktivieren. Zeitlich bleibe ich so immer auf dem aktuellen Stand des Beratungssegments. Ansonsten setzte ich auf bewährte Klassiker wie das gute alte Telefongespräch oder analoge Meetings. Diese Form der Kommunikation verbessert den menschlichen Kontakt und wird meiner Meinung nach auch noch in 100 Jahren genutzt werden. Gerade M&A-Termine leben von diesem direkten und persönlichem Kontakt, den man mit keiner Kommunikationsmaßnahme ersetzen kann. Diesen Mehrwert sehe ich bei anderen Tools nicht. Webinare beispielsweise sind heutzutage inflationär vorhanden und überschwemmen die Branche. Das größte Problem bei Webinaren ist dabei die Unverbindlichkeit. Viele Teilnehmer sagen spontan ab, es wird nicht effizient kommuniziert. Ähnlich eingestellt bin ich bei Sozialen Medien wie Facebook. Hier erreiche ich kaum Zielgruppen – ein richtiger Zeitfresser.

Im Business Insider forderten Sie bereits die Amerikanisierung des Venture Capitals in Deutschland. Reicht es Ihrer Meinung nach aus, viel in das eigene Produkt zu investieren oder muss auch auf genügend Unterstützung für die PR geachtet werden?  

Ganz klar: Die Investition in das eigene Unternehmen hat deutlich Vorrang. Man muss mit wichtiger Arbeit, mit Innovation und Leidenschaft für sein Business überzeugen. Am Ende geht viel über die Produktqualität. Hat man sich sein Standing innerhalb der Branche durch Leistung erarbeitet, hat man sozusagen die Basis für weiterführende PR. Diese Öffentlichkeitsarbeit ist wichtig für Kontakte und Neukunden. Da spreche ich aus eigener Erfahrung.

Alles in fremde Hände zu legen, halte ich schlussendlich aber nicht für den richtigen Weg. Ich selbst teile nach getaner Öffentlichkeitsarbeit selbst noch bei LinkedIn Artikel, die unsere Reputation bei Saxenhammer & Co. pushen. Anderen CEOs würde ich dasselbe raten.

Meine persönliche Meinung: Einige wenige Branchen sollten auf Werbung komplett verzichten. Im Anwaltsbereich würde ich etwa keinerlei Marketingmaßnahmen aufbauen, sondern gezielt ReputationsPR nutzen. Das wirkt erstens unseriös und lenkt vom Kerngeschäft ab. Keine gute Idee.

Angenommen Sie würden Saxenhammer & Co. nochmal gründen, was würden Sie im Nachhinein anders machen?

Ich würde früher in PR und Marketing investieren. Wie oben bereits erwähnt, können derartige Maßnahmen aber nicht die Produktqualität kompensieren. Trotzdem helfen sie beim Networken, steigern die Reputation und sprechen die Zielgruppen an. Ich kann jungen, ambitionierten Wirtschaftsprüfern und Unternehmern nur raten früh gezielt in diesem Bereich zu investieren.