Digitaler Dauertreffpunkt oder nur Corona-Trend? Was der Cloubhouse Hype bringt und woran es dem Kommunikations-Tool fehlt

2021 fing ungefähr 1 zu 1 so an wie 2020 zu Ende ging: Ständiger Lockdown, neue Höhen bei den Infektionszahlen und aggressive Forderungen nach Lockerung. Alles wie gehabt? Wohl kaum! Denn die Social-Media-App „Clubhouse“ aus den USA, schüttelte den digitalen Kosmos in unseren Smartphones – naja, eigentlich ja nur iPhones – kräftig durcheinander. Mehr als 6 Mio. registrierten Nutzern (Stand Feb. 2021) bietet das Netzwerk Mittel und Wege, um zu all den Themen zu sprechen, welche sich unter dem Schatten von Covid verstecken. Über Umwelt- und Politikthemen bis hin zu privaten Treffpunkten ist wirklich alles dabei. Das klingt doch erstmal nach einem spannenden Kommunikation-Tool. Nur warum sollte eine App die Post-Pandemie überleben, wenn danach alle nur noch zurück ins analoge Getümmel wollen?

Das einzige Großereignis im Lockdown

Auf der Google-Suche nach einer kurzen und knackigen Beschreibreibung von „Clubhouse“, springen einem vereinzelnden Artikel entgegen. Die einen mal überschwänglich positiv über den Run auf die App, andere aufgrund von mangelndem Datenschutz kritisch bis ablehnend. Worum handelt es sich denn nun? Eine Art Podcast für jedermann? Ein Whatsapp zum Reden oder worin liegt der Sinn und Zweck des digitalen Netzwerks?  Im Prinzip ist Clubhouse ein reines Audioformat. Ähnlich wie der Podcast. Der Veranstalter (neu-deutsch auch „Host“), legt dafür Programm, Teilnehmer, Uhrzeit und Thema fest. Sind diese Rahmenbedingungen gesetzt, sendet der Host einen Einladungslink an x-beliebige Interessenten. Völlig egal wer am Ende des Tages auf der Gästeliste steht. Heißt auch: In der Theorie kann ich heute Abend mit meinem Nachbarn und Elon Musk über die Titelchancen von Bayern München in der Champions League debattieren. Das Einzige was ich brauche, ist der Einladungslink und ein Mikro am Smartphone.

„Ohne Link – ohne mich“. Datenschutz bleibt unter den kleinsten Problemen

Gerade im DACH-Raum kritisieren Experten wie so oft den Mangel an Datenschutz. Aufgezeichnete Gespräche, Zugriff auf sämtliche Kontakte, keine Möglichkeit das Profil schnell wieder zu löschen, wenig Sicherheitslücken vor Hackern: Geradezu alle Datenschutzprobleme finden Beobachter in einer App. Wer auf Clubhouse vertrauliche Daten preisgibt, kann sie demnach alternativ auch gleich an geheime Server und Cyberkriminelle übergeben. Eine zutiefst deutsche Sichtweise? Vielleicht, aber es gibt noch mehr Störfaktoren: zum Beispiel die Exklusivität der Plattform. Denn nur explizit eingeladene User haben die Chance an einer digitalen Talkrunde teilzunehmen. Das was in der analogen Klubszene sozusagen die Einlasskarte ist, wird durch den Einladungslink via Clubhouse repräsentiert. Ohne Link, kein Eintritt. Das mag für einige allerdings auch ein attraktives Pro-Argument sein.

Und was haben Agenturen nun davon?

Aus PR-Sicht stellt sich verständlicherweise die Frage nach dem Mehrwert der „Clubhouse“-App. Was bringt uns die gefühlt hundertste Networking-Plattform, die während der Pandemie entstanden ist? (Außer natürlich dem nächsten digitalen Stuhlkreis über Pitchen, disruptive Innovationen und coole Gründergeschichten).

Antworten darauf lieferte beispielsweise die Hamburger Agentur Jung von Matt. Die Werbeprofis lancierten via Clubhouse ein frischgebackenes Kundenprojekt mit einem Carsharing-Anbieter: Podcaster, Comedians und Infleuncer tauschten sich subtil über die Vorteile von Carsharing aus – inklusive gezieltem Marketing. Für Agenturen folgt daraus die Chance, unternehmerische Konzepte nicht nur in einem PR-Elfenbeinturm zu diskutieren oder bei Top-Medien zu pitchen. Vorteile und Insights lassen sich intelligent in geschlossenen „Räumen“ neu unter die Leute bringen. Ein Pitch an zehn Journalisten gleichzeitig: Das wäre mal ein PR-Anwendungs-Case den wir gerne sehen oder vielmehr hören würden.

Laut „PR-Daily“ könnte Clubhouse aber auch agenturintern den Austausch über neueste Produkte und Unternehmen erleichtern. Statt in der Kreativwerkstatt mit Business Developern, Senior Executive Team und Brand Ambassador lieber im eigenen „Club“ die neuste Kampagne organisieren. Offen bleibt nur wie ein Produkt oder eine Idee unter die Lupe genommen wird, die keiner sieht…

On top bietet Clubhouse eine ideale Möglichkeit, um das Standig der eigenen Agentur zu boosten. Wer seine Visitenkarte durch Austausch mit Communities hinterlässt, platziert die eigene Expertise auf der Plattform. Deadlines sollten Agenturen somit auch auf Clubhouse nicht überschreiten. Solange der Hype noch real ist, sollten PRler sich rechtzeitig positionieren und hörbar werden.